Die Zeitgeschichte
Die Weimarer Republik war die erste parlamentarische Demokratie, die auf deutschem Boden entstand. Die sogenannte Deutsche Republik wurde am 09. November 1918 ausgerufen, kurz danach wurde im Waffenstillstand von Compiègne der Erste Weltkrieg praktisch beendet. Völkerrechtlich dauerte der Kriegszustand allerdings weiterhin an, bis der Vertrag von Versailles zwischen den Kriegsparteien geschlossen wurde.
Der Vertrag konstatierte die alleinige Schuld Deutschlands und seiner Verbündeten am Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Die Bedingungen, die Deutschland erfüllen musste, waren hohe Reparationszahlungen, militärische Abrüstungen und Gebietsabtretungen. Für die deutsche Bevölkerung ein Affront, sodass unter breiten Teilen der Bevölkerung der Vertrag als demütigend und illegitim betrachtet wurde. Es kann damit gerechnet werden, dass dies gerade für Hannovers Bürger galt, schließlich galt Hannover als eine spießbürgerliche und konservative Provinzhauptstadt Preußens.
Doch die Weimarer Republik litt unter weit mehr als nur den als ungerecht empfundenen Kriegsreparationen. Von völkischen Deutschnationalisten und Rechtsextremisten wurde mit der Dolchstoßlegende eine Verschwörungstheorie entwickelt, die (Sozial)-Demokraten und das Judentum für die militärische Niederlage des deutschen Heeres verantwortlich machte. Sie besagte, die Niederlage des Deutschen Reichs wäre nicht durch das Heer selbst zu verantworten gewesen, sondern durch "vaterlandslose Zivilisten", die das Heer von Hinten erdolcht haben. Auch die Nationalsozialisten der NSDAP griffen die Verschwörungstheorie auf.
Auf der anderen politischen Skala wiederum gab es, trotz des gemeinsamen Gegners, keine Einigkeit. Die linken Parteien der Weimarer Republik waren stark zerstritten. Kommunisten warfen Sozialdemokraten vor, Ideale der Arbeiterbewegung nicht zu erfüllen, sodass auf einer politischen Ebene die Weimarer Ebene von rechts- bis links außen stark polarisiert war. Aufgrund dieser politischen Situation könnte man etwas pauschal sagen, dass die Weimarer Republik eine Demokratie ohne Demokraten gewesen ist.
Doch nicht nur die politischen Verhältnisse nahmen großen Einfluss auf den Alltag der Bürger der Republik. Der Alltag der Bevölkerung, in den Anfangsjahren der Weimarer Republik, muss unter vielerlei Gesichtspunkten dramatisch gewesen sein. Nahrungsknappheit und große Armut belasteten das einfache Volk. In den Köpfen der Bevölkerung blieben später vor allem die traumatisierenden Erfahrungen im Zusammenhang mit der Währungsinflation.
Ganze Existenzen wurden vernichtet als infolge der dramatischen Geldentwertung die Ersparnisse buchstäblich in Luft aufgelöst wurden. Armut und Nahrungsengpässe war also für viele Bürger alltäglich, gerade auch für viele der Kriegsinvaliden, deren Rente nicht mehr reichte.
Steht es im Zusammenhang, dass, gerade in der Hochphase der Inflation, der Kleiderhändler Fritz Haarmann seinen zweiten Mord begeht und damit eine Mordserie ungeahnten Ausmaßes beginnt? Wurde Haarmann wohlmöglich aufgrund der gesellschaftlichen Situation ein Massenmörder?