Fritz Haarmanns Leben
Fritz Haarmann wird am 25. Oktober 1879 geboren und ist das jüngste und sechste Kind der Familie. In der Kindheit sagen seine Lehrer über ihn er sei verwöhnt, verzärtelt, still, leicht aber auch beliebt und verträumt. Seine Leistungen indes sind weit unterdurchschnittlich, gleich zwei Mal bleibt er in einer Klasse sitzen.
Später wird Haarmann ein durchtriebenes und unregelmäßiges Leben führen, ständig mit einem halben Bein in der Illegalität. Den Ersten Weltkrieg entgeht er durch eine 5-jährige Gefängnisstrafe, die er wegen Einbrüchen und Diebstählen in der List absitzen muss. Im Jahr 1918 begeht Haarmann seinen ersten Mord. Bei der Aufklärung dieses Verbrechen wird er auch verdächtigt, der Verdacht kann aber durch die zuständigen Behörden nicht bestätigt werden. Allerdings erwischt man ihn beim Geschlechtsakt mit einen minderjährigen Jungen, sodass er aufgrund Unzucht schließlich für zwei Jahre ins Gefängnis kommt.
Nachdem Haarmann 1922 wieder entlassen wird scheint er jegliche moralische Überlegungen abgelegt zu haben. Zwischen 1923 und 1924 beginnt Haarmanns Mordserie - in diesen beiden Jahren stirbt aufgrund seiner Taten fast jeden Monat ein Junge im Alter zwischen 10 und 22 Jahren.
Im Juni 1924 wird Haarmann schließlich überführt und ins Gerichtsgefängnis geliefert. Zu diesem Zeitpunkt ist er 15 Mal vorbestraft und als Homosexueller bei der Polizei registriert. Theodor Lessing , ein zeitgenössischer Schriftsteller und Philosoph der dem Prozess als Journalist beisteht beschreibt 1925 den Massenmörder Haarmann folgendermaßen:
Vor uns steht eine keineswegs unsympathische Erscheinung. Äußerlich betrachtet: ein schlichter Mann aus dem Volk. Freundlich blickend und gefällig, zuvorkommend; auffallend gepflegt, sauber und »tipp-topp«. Er ist gut mittelgroß, breit und wohlgebaut und hat ein zwar derbes, grobes aber gleichsam wie blankgescheuertes, klares und offenes Vollmondgesicht mit frischen Farben und kleinen neugierigen und fröhlichen Tieräuglein […].
Sein bräunliches Haupthaar, glatt anliegend und links gescheitelt, ist nicht eben voll. Das zwischen braun und grau schillernde Auge ist kalt und seelenlos; aber gerissen und verschlagen und meistens in Bewegung.
Nach allem was man sagen kann, das bürgerliche Hannover hat sich einen Massenmörder bildlich anders vorgestellt. In der patriarchischen Gesellschaft wird nicht selten die androgyne Gestalt Haarmanns angesprochen und seine weibischen Charakterzüge betont. Wissenschaftlich versucht man dies mit der Physiognomie zu belegen, also damit, dass bestimmte Äußerlichkeiten einen Hinweis auf das Innenleben des Menschen preisgeben.
Die Gesellschaft der Deutschen Republik versucht Haarmann zu entmenschlichen, er wird er als Werwolf oder auch als Vampir von Hannover bezeichnet und Journalisten zerreißen sich über ihn. Am 15. April 1925 hat diese Geschichte ein Ende gefunden. Haarmann wurde unter Ausschluss der Öffentlichkeit am Fallbeil enthauptet,